Degressive Abschreibung
Die degressive Abschreibung ist eine Form der planmäßigen Abschreibung, bei der die jährlichen Abschreibungsbeträge im Zeitablauf kontinuierlich abnehmen. Sie basiert auf der Annahme, dass der Wertverzehr eines Vermögensgegenstands in den ersten Jahren der Nutzung am höchsten ist. Nach § 7 Abs. 2 EStG erfolgt die Berechnung durch Anwendung eines gleichbleibenden Prozentsatzes auf den jeweiligen Restbuchwert des Vermögensgegenstands.
Berechnungsmethodik und Varianten
Bei der degressiven Abschreibung existieren zwei Hauptvarianten: die geometrisch-degressive und die arithmetisch-degressive Abschreibung. Die in der Praxis bedeutsamere geometrisch-degressive Abschreibung verwendet einen konstanten Prozentsatz auf den jeweiligen Restbuchwert. Der maximal zulässige Abschreibungssatz beträgt nach aktueller Rechtslage das 2,5-fache des linearen Satzes, maximal jedoch 25%. Die arithmetisch-degressive Abschreibung, die in der Praxis seltener vorkommt, reduziert den Abschreibungsbetrag jährlich um einen konstanten absoluten Betrag.
Rechtliche Rahmenbedingungen
Die Zulässigkeit der degressiven Abschreibung ist sowohl handels- als auch steuerrechtlich an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. Während das Handelsrecht nach § 253 HGB eine wirtschaftliche Begründung für die Wahl der Abschreibungsmethode verlangt, sind die steuerrechtlichen Vorgaben nach § 7 EStG deutlich restriktiver. Die degressive Abschreibung wurde als Konjunkturförderungsmaßnahme mehrfach modifiziert und zeitweise ausgesetzt. Sie ist nur für bewegliche Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens zulässig.
Übergang zur linearen Abschreibung
Eine Besonderheit der degressiven Abschreibung ist der mögliche Übergang zur linearen Methode. Dieser Wechsel ist nach dem Prinzip der vernünftigen kaufmännischen Beurteilung dann geboten, wenn die lineare Abschreibung zu höheren Abschreibungsbeträgen führt. Der Übergangszeitpunkt lässt sich mathematisch durch Gleichsetzen der degressiven und linearen Abschreibungsbeträge ermitteln. Nach dem Wechsel zur linearen Methode ist eine Rückkehr zur degressiven Abschreibung nicht mehr zulässig.
Betriebswirtschaftliche Bedeutung
Die degressive Abschreibung hat mehrere betriebswirtschaftliche Implikationen. Sie führt zu einer schnelleren Kapitalrückgewinnung in den ersten Jahren und kann dadurch die Liquidität des Unternehmens verbessern. Durch die höheren anfänglichen Abschreibungen werden stille Reserven gebildet, die in späteren Perioden aufgelöst werden. Dies kann als Instrument der Selbstfinanzierung betrachtet werden. Zudem entspricht der degressive Verlauf häufig dem tatsächlichen Wertverzehr technischer Anlagen, die in den ersten Jahren einem besonders hohen technischen und wirtschaftlichen Verschleiß unterliegen.
Bilanzpolitische Aspekte
Im Rahmen der Bilanzpolitik bietet die degressive Abschreibung Gestaltungsmöglichkeiten. Die anfänglich höheren Abschreibungsbeträge führen zu einer temporären Gewinnminderung und können zur Steuerung des ausgewiesenen Ergebnisses genutzt werden. Dies ist insbesondere im Kontext der Gewinnglättung relevant. Allerdings sind diese Effekte durch die handels- und steuerrechtlichen Rahmenbedingungen begrenzt und müssen im Anhang nach § 284 HGB erläutert werden.
Vergleich mit anderen Abschreibungsmethoden
Im Vergleich zur linearen Abschreibung führt die degressive Methode zu einer ungleichmäßigeren Ergebnisbelastung. Während die Summe der Abschreibungen über die gesamte Nutzungsdauer identisch ist, unterscheidet sich die zeitliche Verteilung deutlich. Die degressive Abschreibung steht damit im Kontrast zum Prinzip der gleichmäßigen Periodenbelastung, kann aber durch den tatsächlichen Wertverzehr gerechtfertigt sein.
Praktische Anwendung und Dokumentation
Die Anwendung der degressiven Abschreibung erfordert eine sorgfältige Dokumentation. Nach § 238 HGB muss die gewählte Abschreibungsmethode nachvollziehbar dokumentiert werden. Dies umfasst die Begründung für die Wahl der degressiven Methode, den gewählten Abschreibungssatz und gegebenenfalls den Übergang zur linearen Abschreibung. In der Anlagenbuchhaltung sind entsprechende Abschreibungspläne zu erstellen und fortzuführen.
Bedeutung für das Controlling
Für das Controlling ergeben sich aus der degressiven Abschreibung besondere Herausforderungen. Die unterschiedliche zeitliche Verteilung der Abschreibungsbeträge muss in der Kostenrechnung und bei der Investitionsplanung berücksichtigt werden. Auch für die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit von Investitionen und die Kalkulation von Preisen ist die gewählte Abschreibungsmethode relevant.